Sachinformationen
Geschichte des KZ Flossenbürg
Anfang Mai 1938 wurde das Konzentrationslager Flossenbürg am Rande des Oberpfälzer Waldes in Ostbayern errichtet. Flossenbürg wurde wegen der nahegelegenen Granitsteinvorkommen als Standort für das KZ ausgewählt. Auch die Nähe zur Grenze zur damaligen Tschechoslowakischen Republik spielte eine Rolle: Die Führung des Deutschen Reiches hatte seine Ausdehnung nach Osten schon fertig vorbereitet und plante, viele Häftlingen aus den östlichen Nachbarländern ins Lager Flossenbürg zu bringen.
Die ersten Häftlinge mussten das Konzentrationslager (Baracken, Sicherungsanlagen, etc.) selbst mit aufbauen. Bis 1943 waren die Lagerinsassinnen und -insassen hauptsächlich zur Zwangsarbeit in den Steinbrüchen des Wirtschaftsunternehmens DEST (Deutsche Erd- und Steinwerke) der SS („Schutzstaffel“) eingesetzt. Seit 1943 musste der größte Teil der Häftlinge in den neu errichteten Fertigungshallen des Rüstungsbetriebs Messerschmitt Teile für Jagdflugzeuge herstellen.
Anfangs war das KZ für 1 600 Insassen und Insassinnen geplant, jedoch wurde das Lager ständig erweitert bis schließlich kurz vor Kriegsende 1945 fast 15 000 Häftlinge im völlig überfüllten Lager waren.
Ab 1942 wurden in Bayern, Böhmen und Sachsen fast 90 Außenkommandos des Hauptlagers errichtet, in denen Zehntausende Häftlinge zu Sklavenarbeiten gezwungen wurden. Insgesamt waren 100 000 Menschen aus über 30 Nationen Häftling in Flossenbürg oder in einem der Außenlager: 84 000 Männer, 16 000 Frauen und sogar Kinder. 30 000 von ihnen starben.
Die meisten Häftlinge wurden aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Überzeugungen ins Konzentrationslager eingewiesen. Darunter waren Menschen, die von den Nationalsozialisten wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer ihrer Meinung nach „minderwertigen Rasse“, wie z.B. Juden oder Sinti und Roma, als „Untermenschen“ bezeichnet wurden. Weitere Häftlinge wurden wegen ihrer politischen Überzeugung, ihres Glaubens oder ihrer sexuellen Orientierung eingewiesen. Auch einige Tausend sowjetische Kriegsgefangene waren im Lager inhaftiert. In der Anfangsphase des Lagers überwogen Häftlinge, die entweder Schwer- und Berufskriminelle waren oder wegen kleinerer Vergehen mit dem nationalsozialistischen Staat in Konflikt gekommen waren. Im Laufe der Zeit hat sich die Zusammensetzung der Häftlinge verändert. Insgesamt stammten etwa zwei Drittel der Häftlinge aus den besetzten Ländern Osteuropas, über die Hälfte aller Inhaftierten war polnischer oder sowjetischer Herkunft. Die mehr als 22.700 jüdischen Häftlinge kamen überwiegend aus Polen oder Ungarn.
Die Haftbedingungen in Flossenbürg und seinen Außenlagern waren unvorstellbar, der Terror der Bewacher und der Kapos („Funktionshäftlinge“) bestimmten den Lageralltag. Dennoch hatte das KZ Flossenbürg nicht den Charakter eines reinen Vernichtungslagers. Vielmehr sollten die Häftlinge durch die harte Arbeit, die schlechte Ernährung, mangelhafte Versorgung und Hygiene im Lager sowie durch die allgegenwärtigen Schikanen zugrunde gerichtet werden. Allerdings fanden in Flossenbürg auch gezielte und systematische Mordaktionen statt.
Seit Ende 1944 wurden fast täglich Transporte mit Häftlingen aus anderen Lagern nach Flossenbürg gebracht, um sie nicht in die Hände der heranrückenden Alliierten fallen zu lassen. Seit März 1945 löste die SS das KZ Flossenbürg langsam auf. Auf so genannten „Evakuierungs-“ oder „Todesmärschen" verließen Häftlinge das Lager. Dabei starben nochmals Tausende an Erschöpfung oder wurden von den begleitenden Wachmannschaften erschossen und erschlagen. Am 23. April 1945 befreite die 90. US Infanterie-Division das Konzentrationslager Flossenbürg.
Mehr zur Geschichte des Lagers finden Sie auf den Seiten der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.
Tschechien und das KZ Flossenbürg
Das Konzentrationslager Flossenbürg lag in unmittelbarer Nähe zur Grenze der damaligen Tschechoslowakischen Republik, etwa 20 km vom Grenzübergang Rozvadov/Waidhaus entfernt (Luftlinie zur Grenze nur 5 km). Während der Existenz des Lagers wurden in Flossenbürg über 3800 Tschechen inhaftiert, ein Fünftel davon ist gestorben. Auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik befanden sich etwa 20 Außenlager des KZs Flossenbürg, in denen die Häftlinge unter unmenschlichen Bedingungen hauptsächlich für die deutsche Rüstungsindustrie arbeiten mussten. Über böhmisches Gebiet führte auch die Strecke zweier großer Todesmärsche aus den Außenlagern in Helmbrechts und Leitmeritz, bei denen viele Häftlinge umgebracht wurden oder an Erschöpfung starben. Beide Todesmärsche endeten Anfang Mai 1945 in Südböhmen.
Die Geschichte des Lagers ist mit dem Gebiet der Tschechischen Republik und mit den Schicksalen vieler ihrer Bewohnerinnen und Bewohner eng verbunden. An Orten der ehemaligen Außenlager und entlang der Strecken der Todesmärsche kann man Gedenksteine und Grabstätten finden, die an die Opfer des nationalsozialistischen Terrors erinnern sollen. Die Gedenkstätte Flossenbürg ist dank ihrer grenznahen Lage und dank der Anbindung an die Autobahn Prag – Nürnberg von Tschechien aus sehr leicht erreichbar. Nach Absprache mit der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg können Führungen in tschechischer Sprache erfolgen. Die Gedenkstätte plant für die Zukunft weitere Angebote für tschechische Besucher und Schülergruppen.
Der Aufbau des Lagers Flossenbürg
Wir haben zu den verschiedenen Gebäuden im Lager und zu ihrer jeweiligen Funktion Informationen zusammengestellt, die Sie direkt herunterladen können. Klicken Sie auf die Gebäude des Lagers, um weitere Informationen zu erhalten.Lagerbereiche und Einzelgebäude
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