Schriftquellen
Ersterwähnung des Goldenen Steiges
Die erste urkundliche Erwähnung des Goldenen Steiges erfolgte nur mittelbar, und zwar in einer Schenkungsurkunde des bayerischen Königs Heinrich II, späterer römisch-deutscher Kaiser. Er übertrug der Kirche der Hl. Maria des Frauenklosters Niedernburg in Passau die Zolleinnahmen aus dem Salzhandel nach Böhmen. Datiert ist die Urkunde auf den 19. April 1010.
Das Original der Urkunde befindet sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München (Signatur: Kloster Passau Niedernburg Urkunde 1.)
Verhörprotokoll
Protokoll des Verhörs von einem Mitglied einer Räuberbande, die auf dem Goldenen Steig ihr Unwesen trieb. Das Protokoll wurde im Prachatitzer Stadtbuch aus dem Jahre 1373 aufgezeichnet. Der undatierte Eintrag stammt aus der Zeit um das Jahr 1410 als die Herren von Janowitz zu Riesenberg (in der Nähe von Neugedein/Kdyně) und der Passauer Bischof im Streit lagen.
Deutsche Übersetzung:
„Pawel Dywotzek bekennt auf der Folter, daß er auf der Prachatitzer Straße den Kaufmann Konrad aus Salzburg überfallen und ihm Pfeffer, Safran, Ingwer, Boccasin (italienisches Tuch), Papier und andere Kaufmannsgüter weggenommen habe, ebenso 24 Pferde, Saumtiere genannt, 15 aus Passau und 9 aus Wallern [Volary] , diese waren Wyschehrader Eigentum. Und das alles brachten und führten sie Herrn Racek auf Riesenberg zu, auf dessen Befehl und mit dessen Wissen sie geraubt hatten. Bei diesem Überfall waren folgende Gesellen: Zu allererst Waclaw Hron, ihr Anführer, ein großer grauer Mann, dann Waclaw aus Prag, mit einer Narbe in der Wange, schwarz und bärtig, der junge Janek, klein mit blondem Haar und Bart, der schwarze Wydlak, der beim Czuwak gewesen, der Albrecht Blekta mit blondem Haar und rötlichem Bart, Mikulass Fleischer von Frymburk (bei Schüttenhofen [Sušice]), Mraz mit blondem Haar und rotem Bart, Mikulass, der beim Mikulass auf Hus (Burg Gans bei Wallern) gewesen, Marzyk Szatetzka, klein mit blondem Haar, Waclaw Lendak, alt und groß, mit zwei anderen Bauern aus Trahotin (bei Ronsperg [Poběžovice]), die auch dabei waren, dann Strnad, ein Knappe, des Bornytzek Knecht aus Hostin (bei Ronsperg), Barta, ein Knecht des Mraz, Peter der Glöckner von Wallern, Peter der Krämer von Ostvratin (bei Bischofteinitz [Horšovský Týn]).“
Übersetzung entnommen aus: Praxl, Paul: Der Goldene Steig, Grafenau 1976 (3. neubearb. Auflage 1993), S. 74. Runde Klammern entstammen dieser Übersetzung, die tschechischen Ortsnamen in den eckigen klammern wurden neu hinzugefügt.
Fragen zur Quelle:
- Welche Ereignisse beschreibt dieses Protokoll?
- Aus welcher Epoche stammt es und wo ist es aufbewahrt?
- Welche Waren transportierte der Händler laut Protokoll und woher kam er?
- Woher kamen wohl seine Waren?