Zeitungsartikel über Fluchten
Am 13. April 1955
Am 13. April 1955 haben sich zwei tschechische Studenten, Zdeněk Machilner und Karel Kučera, auf dem Flughafen in Kolín eines Sportflugzeugs bemächtigt, mit dem sie dann früh am Morgen südlich von Regensburg (in der Nähe von der Gemeinde Rohrberg im Landkreis Rottenburg) erfolgreich landeten. Ihr Tank war beinahe leer. Nach der Landung haben sie eine Bäuerin getroffen, die aufs Feld gegangen ist und haben nach der nächsten Polizeistation gefragt, wo sie dann Asyl beantragt haben.
Am 23. September 1956
Am 23. September 1956 sind im Kleefeld unweit von Passau (Landkreis Vilshofen) Vladimír Vrzal und Ludvík ševela gelandet. Der 22-jährige Vrzal, Leutnant der tschechoslowakischen Luftfahrt und der 24-jährige Elektromechaniker sind mit einem einmotorigen übungsflugzeug in Vyškov bei Brünn gestartet und sind dann über österreich und entlang der Donau bis nach Passau gekommen. Die Flucht haben sie seit einigen Monaten geplant.
Am 10. Juli 1958
Am 10. Juli 1958 ist unweit von Straubing ein tschechoslowakisches Zweisitzsportflugzeug gelandet, in dem die Flugschüler Pavel škréta und Miroslav Pešák saßen. Bei der Landung im Kornfeld ist das Flugzeug zwar umgekippt, aber beide sind nur mit kleinen Verletzungen davongekommen. Eine Frau mit zwei jungen Männern, die sich während der Landung zufällig in der Nähe befanden, eilten ihnen zur Hilfe. Der Glasmacherlehrling Pavel škréta ist mit dem Flugzeug in Hradec Králové abgehoben und hat bei der Zwischenlandung noch den Schlosser Miroslav Pešák an Bord genommen. Gemeinsam haben sie dann unbemerkt die bayerische Grenze überflogen. Die Flucht haben sie seit einigen Monaten vorbereitet, ohne dass es jemand von ihren Familien erfahren hat. škréta war 18 Jahre alt, Pešák noch ein Jahr jünger.
Am 6. September 1964
Am 6. September 1964 haben zwei junge Männer im Alter von 18 und 14 Jahren versucht, die Grenze zur Bundesrepublik zu überwinden. Auf dem Grenzübergang Schafberg-Vollmau ist es ihnen gelungen, die Schranke durchzubrechen und obwohl der Wagen stark beschädigt war, haben sie sich unter Beschuss bis auf die bayerische Seite durchgekämpf. Dort sind sie mit dem Wagen in den Fluß Warme Pastritz gestürzt. Die Angehörigen der Grenzpolizei setzten den Beschuß auf die Flüchtlinge auch über die Grenze fort. Den älteren haben sie schwer verletzt, der Jüngere hat nur leichte Verletzungen erlitten.
Am 19. Dezember 1971
Am 19. Dezember 1971 hat der ehemalige Weltmeister im Kunstfliegen Ladislav Bezák unter recht dramatischen Umständen die tschechisch-bayerische Grenze überflogen. Mit seinem Zweisitzflugzeug ist er auf einem Flughafen bei Kladno abgehoben. Er schaffte es, seine ganze Familie, also seine Ehefrau und vier Söhne, ins Flugzeug einzuladen. Damit das Flugzeug leichter war, musste er gleichzeitig einige schweren Geräte entfernen und ein Teil des Treibstoffes ablassen. In der Nähe der Grenze wurde er dann von einem patrouillierenden Militärflugzeug MIG-15 beschossen. Aber trotzdem ist es ihm schließlich gelungen, auf einem Zivilflughafen bei Nürnberg zu landen. Bezák war Angestellter der tschechoslowakischen Aerolinien, aber als Anhänger des Prager Frühlings hatte er Schwierigkeiten in der Arbeit, so dass er zum Beispiel nicht ins Ausland fliegen durfte.
Ein Artikel aus dem Magazin Quick vom 5. Januar 1972 auf der Website der Nichte von Ladislav Bezák.
Am 18. Juni 1987
Am 18. Juni 1987 ist Vladislav Prislupský aus dem slowakischen Kežmark mithilfe von einem Drachen über den Eisernen Vorhang gekommen. Er ist in Mrákov bei Domažlice abgehoben, und obwohl ihn sogar Jagdflugzeuge verfolgten, ist es ihm geglückt, bei Roding unweit des bayerischen Cham erfolgreich zu landen.
Flugzeugentführungen
Am 24. März 1950
Am 24. März 1950 wurden gleich drei Flugzeuge auf einmal in die Bundesrepublik entführt. Ihre Piloten waren während des Zweiten Weltkrieges Piloten der British Royal Navy Vít Angetter, Oldřich Doležal und Ladislav Světlík. Als ehemalige Mitglieder einer westlichen Einheit der Widerstandsarmee wurden sie immer mehr in der Ausübung ihres Berufes seitens der kommunistischen Behörden eingeschränkt. Daher entschieden sie sich für eine gemeinsame Flucht über die Grenze. Vít Angetter steuerte das Flugzeug, welches von Brünn nach Prag flog. Das Flugzeug von Ostrava nach Prag steuerte Ladislav Světlík und auf der Linie Bratislava – Prag flog Oldřich Doležal. Gemeinsam mit ihnen reisten ihre Familienangehörigen und Freunde, meistens auch ehemalige Angehörige der Royal Air Force. Alle drei Flugzeuge landeten erfolgreich auf dem Flughafen Erding bei München. Von insgesamt 85 Reisenden sind 59 zurück nach Prag gekommen. Unter ihnen war auch der Generaldirektor der Tschechoslowakischen Aerolinien Leopold Thurner oder eine Delegation der KP-Funktionäre, die von Klement Gottwald in die Prager Burg eingeladen wurde. Das kommunistische Regime hat diese Kollektivflucht zum Entfesseln einer anti-amerikanischen Hasskampagne benutzt. Im Jahre 1952 wurde über diesen Vorfall der Propagandafilm „Entführung“ („Únos“) gedreht.
Am 8. Juni 1970
Am 8. Juni 1970 wurde ein Transportflugzeug der Tschechoslowakischen Aerolinien, das ursprünglich von Karlsbad nach Prag fliegen sollte, nach Nürnberg entführt. Die Gruppe der acht Entführer (vier Männer, vier Frauen und ein zweijähriges Kind) hat der Besatzung kurz nach dem Start mit einer Waffe gedroht, damit sie die Flugrichtung ändert. Die Entführer waren im Alter von 19 bis 25 Jahren, es waren zwei Ehepaare und eines von ihnen hatte eine zweijährige Tochter mit. Alle haben gleich nach der Landung politischen Asyl beantragt. Noch am gleichen Nachmittag hat das Flugzeug mit den übrigen 16 Passagieren seine Reise nach Prag fortgesetzt.
Am 28. Oktober 1976
Am 28. Oktober 1976 hat der 26jährige Rudolf Bečvář die Besatzung des Flugzeugs der ČSA auf der Linie Prag – Bratislava gezwungen, die Flugrichtung zu ändern. Das Flugzeug landete daraufhin sicher am Flughafen Riem in München. Rudolf Bečvář war mit zwei Schusswaffen und einem Messer bewaffnet. Am Bord des Flugzeugs waren neben der sechsköpfigen Crew auch 104 Reisende. Alle sind gleich am nächsten Tag früh morgens auf den Prager Flughafen Ruzyne zurückgekehrt. Um die Flugzeugentführung entfesselte sich in der Tschechoslowakei eine leidenschaftliche Kampagne, deren Ziel die Auslieferung von Rudolf Bečvář zur Strafverfolgung in der ČSSR sein sollte. In der tschechoslowakischen Presse wurde Bečvář als Straftäter beschrieben, der außerdem des Mordes an seinem Bruder verdächtigt wurde. Bei der deutschen Polizei hat Bečvář zugegeben, dass er mit 17 für neun Monate wegen Autodiebstahls verurteilt wurde. Jegliche Beteiligung an der Ermordung seines Bruders hat er aber bestritten.