Schriftquellen
Zwei Dokumente zum Sammellager in Prachatice
Das Sammellager in Prachatitz (Prachatice) war bereits ab dem Jahr 1945 in Betrieb, als dort deutsche Flüchtlinge aus dem Osten gesammelt wurden. Ab Ende Februar 1946 diente es zum Sammeln der Deutschen aus dem Kreis Prachatice, die zur Aussiedlung bestimmt waren. In elf Transporten wurden über dieses Lager insgesamt 13.440 Personen aus Böhmen ausgesiedelt.
Die erste Quelle ist eine handschriftliche Zeichnung des Lagerplans, den sie umstehend ansehen und herunterladen können, ebenso eine Übersetzung der Nummerierung der einzelnen Gebäude.
Die zweite Quelle ist eine deutschsprachige Meldung des Lagerleiters vom 15. Juni 1946 über die Anzahl der im Lager befindlichen Personen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich im Lager 1.626 Personen (davon zwei Häftlinge, die restlichen waren Sudetendeutsche), zudem 42 Personen zum Arbeitseinsatz mit Unterbringung außerhalb des Lagers.
Bitte um Abberufung des Leiters des Sammellager in Wallern
Leiter des Sammellagers in Wallern (Volary) war seit 1.10.1945 Vojtěch Riss, der im Mai 1946 um seine Abberufung bat. Sein Antrag auf Entlassung gibt einen Einblick in die Zustände im Lager und die Haltung der Wallerner Bevölkerung dazu. Wir stellen Ihnen das nebenstehende Dokument sowie eine deutsche Übersetzung des Antrages zur Verfügung.
Aufforderung zur Aussiedlung aus Neuern, 1946
An die deutschen Bewohner ergingen Aufforderungen zur Aussiedlung, denen sie Folge zu leisten hatten. In diesen Aufforderungen waren die einzelnen Familienmitglieder aufgeführt und sie enthielten detaillierte Anweisungen darüber, wie das Haus zurückzulassen war, wieviel Gepäck mitgenommen werden durfte und welcher Besitz abgegeben werden musste.
Die vorliegende Aufforderung zur Aussiedlung betrifft die Eheleute Horník aus Neuern (Nýrsko) im Kreis Klatovy, die im März 1946 nach Bayern zwangsausgesiedelt wurden. Die Quelle befindet sich im Sudetendeutschen Archiv in München. Sie können an dieser Stelle eine Abschrift des Dokuments herunter laden.
Schriftquellen zu deutschen Antifaschisten und Spezialisten aus der Tschechoslowakei
Die so genannten Antifaschisten stellten unter den Deutschen der Tschechoslowakei eine Sondergruppe dar. Sie hatten Anspruch auf eine bessere Behandlung und wurden von der Aussiedlung und der Zwangsarbeit ausgenommen. Ihr Verhältnis zur tschechischen Bevölkerung war trotzdem nicht unproblematisch und so entschlossen sich viele zur so genannten freiwilligen Aussiedlung.
Wir haben für Sie verschiedene Schriftquellen aus dem Jahre 1946 zusammen gestellt, die Sie auf der Informationsseite zu den Antifaschisten abrufen können. Sie finden dort einen Ausweis eines deutschen Antifaschisten, eine Bewilligung sowie eine Ablehnung eines Antrages auf Anerkennung als Antifaschist, ein Gutachten zum Fall des Antifaschisten František Pawlitschko, eine Bewilligung der freiwilligen Aussiedlung der Familie Pawlitschko und ein Verzeichnis von Antifaschisten aus dem Kreis Prachatice, die nach Furth i. Wald ausgesiedelt wurden.
Eine weitere Sondergruppe stellten die so genannten Spezialisten dar, das waren Angestellte, die in einigen Fachgebieten und Betrieben erforderlich waren, um die Produktion aufrecht zu erhalten. Eine große Zahl an Spezialisten im Böhmerwald wurde in der Glashütte in Eleonorenhain angestellt. Auf unserer Informationsseite zu den Spezialisten finden Sie eine Beschwerde des Vorsitzenden des Nationalausschusses in Obermoldau über das Verhalten der deutschen Glasarbeiter in Eleonorenhain aus dem Jahre 1946.
"Vollständige Liste der vom 1. Januar bis 1. November 1946 aus dem Ausland nach Bayern eingeschleusten 725 Eisenbahnzüge mit Flüchtlingen"
Die Liste verzeichnet das Datum des Grenzübertritts, den Abgangs- und Zielbahnhof der Züge und die Anzahl der transportieren Personen.
Die nebenstehende Abbildung zeigt lediglich die erste Seite der Liste. Die komplette Liste in einem Dokument können Sie herunterladen.
Das größte der zeitweise sechs Durchgangslager in Bayern befand sich in Furth i. Wald. Weitere Informationen dazu finden Sie auf unserer Informationsseite über das Lager Furth i. Wald. Hierzu stellen wir Ihnen zwei Quellen zur Verfügung:
Zwei Registrierkarten aus dem Jahre 1946 verdeutlichen das Prinzip der Sammeltransporte in die Ziellandkreise. Auf den Karten sind neben persönlichen Angaben wie Name, Beruf, Geburtsdatum und -ort auch der letzte Wohnort und der Landkreis, in den die Person verschickt werden sollte, angegeben. Die vorliegenden Registrierkarten gehörten einem Ehepaar aus Wallern im Kreis Prachatitz, das in den Kreis Hanau in Hessen verschickt wurde. Diese Karte stellte auch die Zuzugserlaubnis für den angegeben Landkreis dar.
Die zweite Quelle ist die Patenschaftsurkunde der Stadt Furth i. Wald über die Sudetendeutschen des Kreises Horšovský Tyn/Bischofteinitz. 1957 hatte die Stadt Furth i. Wald die Patenschaft übernommen, im Jahre 1973 wurde auch das Heimatkreismuseum Bischofteinitz eingerichtet. In Furth i. Wald befinden sich zahlreiche Denkmäler, die an Flucht und Vertreibung erinnern sollen. Die Realschule Furth i. Wald hat unter dem Titel "Spuren von Flucht und Vertreibung in Furth im Wald" eine Dokumentationsseite über diese Spuren erarbeitet.
Lage der Flüchtlinge in Passau, 21. September 1945
Die Lage in Passau zu Ende des Krieges war beispielhaft für viele bayerische Städte, die viele Flüchtlinge zu beherbergen hatten. "Flüchtlinge" bezeichnete dabei viele unterschiedliche Personengruppen von denen geflüchtete oder vertriebene Deutsche aus Böhmen nur einen Teil darstellten. Wegen der hohen Fluktuation war die Zahl der anwesenden Personen nicht leicht feststellbar. 1946 dürfte sie bei über 9.000 Personen gelegen haben.
Im September 1945 informiert der Beauftragte für das Flüchtlingswesen, Dr. Herbert Leitreiter, den Passauer Oberbürgermeister Rudolf von Scholtz über die Flüchtlingszahlen und die Situation der Flüchtlinge in Stadt und Landkreis Passau.
Das Original des Dokuments befindet sich im Stadtachiv Passau. Sie können an dieser Stelle eine Abschrift des Berichts herunterladen. Diese ist entnommen aus: Egon Boshof: „Passau. Quellen zur Stadtgeschichte“, Verlag Friedrich Pustet Regensburg, 2004.