Grenzschutz
Bayerische Grenzpolizei nach dem Zweiten Weltkrieg
Geschichte
Im November 1945 errichtete die amerikanische Militärregierung die „Bayerische Landesgrenzpolizei“. Die Bundesrepublik Deutschland entstand erst 1949 und wurde nach Kriegsende von den Alliierten verwaltet. 1800 Beamtinnen und Beamte begannen ihren Dienst bei der neuen Behörde. Im Jahr 1989 waren es ca. 3200 Polizistinnen und Polizisten.
Ihre Tätigkeiten waren: die Landesgrenzen polizeilich zu schützen, Überwachung des Grenzverkehrs, unerlaubte Grenzübertritte zu verhindern und die Flughafenüberwachung. In der unmittelbaren Nachkriegszeit mussten die Grenzler auch auf die Interzonengrenzen achten. Diese waren zwischen den einzelnen von den vier Besatzungsmächten aufgeteilten Teilen Deutschlands und durften nicht ohne Genehmigung passiert werden.
Mit ihrer besonderen Aufgabe am „Eisernen Vorhang“ war ein Tätigkeitsbereich auch die Sammlung von Informationen von Reisenden oder Geflohenen aus der DDR, aus der Tschechoslowakei und über die jeweiligen Grenzbehörden. Im März 1961 wurde eine Zentrale in Bayern eingerichtet, in der diese Informationen gesammelt und ausgewertet wurden.
Eine besondere Einrichtung der Bayerischen Grenzpolizei waren die Grenzbeauftragten. Seit 1970 gab es einen Grenzbeauftragten für die Tschechoslowakei mit Sitz in Furth im Wald, der an der Verbesserung der zwischenstaatlichen polizeilichen Kontakte arbeitete . Während des Kalten Krieges konnte diese Einrichtung wesentlich zur Verbesserung der Kommunikation mit dem Nachbarn beitragen. Grenzzwischenfälle konnte so zunächst direkt an der Grenze geregelt werden ohne die Diplomatie und hohe politische Beamtinnen und Beamte einbeziehen zu müssen. Der Grenzbeauftragte reiste beispielsweise im Jahr 1971 fünfzehn Mal zu Besprechungen in die ČSSR. Dabei klärten die Beamtinnen und Beamten unter anderem den Grenzverlauf in Gewässern. Er legt aber auch Protest ein, wenn die tschechoslowakischen Beamtinnen bzw. Beamten beispielsweise die Grenze übertraten.
Heute
Aufgaben der Bayerischen Grenzpolizei bzw. der Bundespolizei wie der Bundesgrenzschutz seit 2005 heißt, sind heute vor allem der Schutz der Landesgrenzen (zur Tschechischen Republik, Österreich, Schweiz) und polizeiliche Kontrolle an den Luftgrenzen an den bayerischen Flughäfen. Dazu gehört die Bekämpfung der illegalen Einreise, Fahndung nach Straftätern oder Drogenschmugglern.
Die Bundespolizei führt auch so genannte allgemeinpolizeiliche Aufgaben durch. Dazu gehört zum Beispiel der Einsatz bei der Fußballweltmeisterschaft oder dem Papstbesuch 2006.
Tschechoslowakische Grenzwache
Nach dem Zweiten Weltkrieg im Mai 1945 wurde die Finanzwache der Ersten Tschechoslowakischen Republik (1918-1938) erneuert. Gemeinsam mit ihnen beteiligten sich am Grenzschutz auch 12 Kompanien des ersten Bereitsschaftsregiments der Nationalen Sicherheit (SNB-Sbor národní bezpečnosti). Ihr Hauptziel war es, Schmuggel, illegalen Grenzübertritt und die Rückkehr der vertriebenen Deutschen und das Wegbringen ihres konfiszierten Besitzes zu verhindern. In der Kommandoeinheit der Nationalen Sicherheit verstärkte sich schrittweise der Einfluss der Kommunisten und deshalb kam es schon ab dem Jahr 1947 zu einer schrittweisen Schließung der böhmisch-bayerischen Grenze. Am Beginn des Jahres 1949 wurde die Grenzzollwache mit der Grenzabteilung der SNB vereint und eine Reihe ihrer Mitglieder wurde wegen „Unzuverlässigkeit“ in das Innenland versetzt oder entlassen. Seit dem Jahr 1951 wurde der Grenzschutz in die Verantwortung der Grenzwache gelegt, die nach dem Muster der sowjetischen Grenzarmee und unter dem Ministerium für nationale Sicherheit eingerichtet wurde. In die Reihen der Grenzwache wurden massiv Soldaten eingegliedert, die den Grundwehrdienst von damals 27 Monate leisteten. Von diesen 27 Monaten beinhalteten die ersten drei einen Übungsschwerpunkt zum Schutz der Staatsgrenze. Diese Soldaten kamen meist aus kommunistischen Familien oder waren selbst Mitglieder der Kommunistischen Partei. Dadurch, dass zum Grenzschutz junge Soldaten des Grundwehrdienstes eingeteilt wurden, machte das kommunistische Regime eine breite Öffentlichkeit verantwortlich. Im Februar 1951 waren an der deutschen und österreichischen Grenze insgesamt 16.000 Grenzbeamte eingesetzt. Ihr Symbol war ein Hundekopf, das Zeichen der Choden (slawischer Volksstamm, der im Mittelalter die südböhmische Grenze bewachte), und ihr Schlagwort lautete: „Sie kommen nicht durch!“.
An der Grenze zu Bayern waren die Einheiten der Grenzwache in Brigaden organisiert. Seit dem Jahr 1964 wurde die bayerische Grenze von drei Brigaden gesichert: die fünfte Cheb-Brigade (Eger), die neunte Domažlice-Brigade (Taus) und die siebte Sušice-Brigade (Schüttenhofen). Jede Brigade wurde aus 1600 bis 1700 Männern gebildet und teilte sich in Kompanien, die sich aus ungefähr 60 bis 90 Männern zusammensetzten. Diese Kompanien leisteten den eigentlichen Grenzdienst. Die Posten der Grenzwache waren meist zu zweit, ausgerüstet mit Maschinengewehren und manchmal zudem mit Pistolen. Nach den Vorschriften der Grenzwache aus dem Jahr 1956 war ihre Aufgabe: „Der Schutz eines bestimmten Grenzabschnittes, das Verhindern ihrer Störung und alle Grenzverletzer festzuhalten, die ins Ausland zu flüchten versuchen oder die in unser Gebiet eindringen“. Ein wichtiger Bestandteil der Grenzkompanien waren Diensthunde. Ebenso beteiligten sich Grenzwachhelfer am Grenzschutz. Es handelte sich um Freiwillige aus den Reihen der örtlichen Bevölkerung, die der Grenzwache Bewegungen unbekannter Personen meldeten und Beobachtungsrundgänge leisteten. Unter den Menschen der Grenzregion gewann die Grenzwache dank gezielter Propaganda eine Reihe von Sympathisanten und Informanten. Grenzdienst wurde durch die kommunistische Propaganda als heldenhaft präsentiert, als patriotisch und abenteuerlich.
Angehörige der Grenzwache hatten auf Grund des Gesetzes über den Grenzschutz vom 11. 7. 1951 das Recht, Waffen gegen „Personen einzusetzen, die unbefugt auf das Staatsgebiet kommen, oder die versuchen, unbefugt über die Staatsgrenze zu gelangen und nach einer Warnung nicht anhalten.“ Beim Versuch der Grenzüberquerung sind in den Jahren 1948 – 1949 an der Grenze zu Deutschland und Österreich nachweislich 143 Personen erschossen worden.
Durch die Geschosse der Grenzler starben meistens unbewaffnete Menschen und manchmal auch Frauen und Kinder, die nur eine ihrer Grundfreiheiten erfüllen wollten – das Recht, sich frei zu bewegen. Am Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre, als noch Kuriere der ausländischen Geheimdienste über die Grenze gingen, kam es in Ausnahmefällen zu Begegnungen von Grenzbeamten mit bewaffneten Feinden. Für das Ergreifen eines „Grenzverletzers“ bekam der Soldat meist eine hohe Belohnung, Urlaub oder eine Armbanduhr.
An der Grenze starben nach zugänglichen Informationen in den Jahren 1948 – 1989 ungefähr 650 Grenzbeamte. In dieser Zahl sind insgesamt nur elf Tote enthalten, die durch die Auseinandersetzung mit Personen, die versuchten, über die Grenze zu gelangen, getötet wurden. In den anderen Fällen handelte es sich um Verkehrsunfälle, unsachgemäße Handhabung der Waffe oder des elektrischen Zauns, selbstausgelöste Explosion der Minen und ähnliches. Den größten Anteil von Todesfällen innerhalb dieser insgesamt hohen Todeszahl unter den Grenzbeamten machten die 236 Selbstmorde aus, was viel über die Atmosphäre der Angst aussagt, die unter der Grenzwache herrschte.
Eine Reihe der ehemaligen Mitglieder der Grenzwache ist heute in der Organisation mit dem Namen „Klub des tschechischen Grenzlandes“ versammelt. Hauptausrichtung und Orientierung dieser Organisation drückt am besten ihr Motto aus: „Nur wenn unser Grenzland tschechisch bleibt, bleibt auch unsere ganze Heimat tschechisch.“ Der „Klub des tschechischen Grenzlandes“ organisiert ebenso jährliche Treffen der ehemaligen Grenzbeamtinnen und Grenzbeamten in Poběžovice bei Domažlice. Eine Reihe von ihnen arbeitet weiter bei der tschechischen Grenz- und Ausländerpolizei.