Wichtige Ereignisse nach 1945...
... für beide Länder | ... für die bayerisch-böhmische Grenzregion |
1945 8. Mai: Kapitulation Deutschlands | Mai: Erneuerung der tschechoslowakischen Finanzwache (Zoll) die gemeinsam mit den Einheiten der Nationalen Sicherheit (Polizei) den Schutz der Grenze sichern sollte.
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1946 Januar: Beginn der so genannten organisierten Vertreibung der deutschen Bewohner der Tschechoslowakei. Bis zum Dezember des selben Jahres wurden aus der Tschechoslowakei 2 256 000 Deutsche vertrieben. In der Tschechoslowakei sind ca. 300 000 Deutsche verblieben, von denen später ein Teil in die BRD auswandert. Der Anteil der deutschen Todesopfer der Vertreibung wird auf 19 000 bis 30 000 geschätzt. | |
1947 12. März: die Truman-Doktrin schreibt fest, dass sich jede Nation zwischen Unterdrückung und Freiheit entscheiden müsse - und die USA die freien Völker unterstützen werde, damit diese sich gegen den Druck von Außen wehren können. Dadurch werden die Sowjetunion angegriffen und die Systemunterschiede erstmals öffentlich angeprangert.
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1948 25. Februar: Die kommunistische Machtübernahme in der Tschechoslowakei; Präsident Beneš nimmt den Rücktritt der nicht-kommunistischen Minister an und ebnet so den Weg zur Bildung der kommunistischen Regierung. | 23. Februar: Das tschechoslowakische Innenministerium, geführt von dem Kommunisten Václav Nosek, hebt die Gültigkeit der Reisepässe aller tschechoslowakischen Bürger auf, wodurch die Möglichkeit des freien Reisens in den Westen wesentlich eingeschränkt wird. Bis 1948 sind Deutsche vom Reiseverkehr mit der Tschechoslowakei ausgeschlossen. |
1949 8. Januar: Gründung des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), dessen Ziel es ist, die vollständige ökonomische Unabhängigkeit von der kapitalistischen Welt zu erreichen. Gründungsstaaten sind die Sowjetunion, die Tschechoslowakei, Albanien, Polen, Bulgarien, Rumänien, Ungarn und später die DDR, die Mongolei, Kuba und Vietnam. | 1. Januar: die tschechoslowakische Finanzwache wird aufgelöst, ihre Aufgaben übernimmt die neu entstandene Grenzwache. |
1950 8. Januar: Der „Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ (BHE) gründet sich als Partei. | 13. September: Die Volkszählung ergibt, dass 35% der Bevölkerung Bayerns Vertriebene sind. |
1951
| Februar: An der Grenze zu Österreich, der DDR und der BRD stationiert die Tschechoslowakei insgesamt 16 000 Grenzbeamte und Soldaten. 16. März: Als Sonderpolizei des Bundes wird der Bundesgrenzschutz aufgestellt. Die zu Beginn 10 000 Mann sollen hauptsächlich einen Sicherheitsgürtel entlang der Grenze zur SBZ ziehen. 1. Juni: An der Grenze zu Deutschland und Österreich wird von der Tschechoslowakei eine Grenzzone eingeführt. Aus dieser Sperrzone werden alle Ortschaften ausgesiedelt und bis zum Jahr 1953 auch alle Häuser abgerissen. Weitere Informationen über verschwundene Ortschaften Dezember: Die Tschechoslowakei befestigt ihre Grenzanlagen zu Bayern |
1952 5. Mai: Frankreich, Italien, die Benelux-Staaten und die BRD gründen die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl („Montanunion“ - EGKS). | An der tschechoslowakischen Westgrenze wird die Errichtung des dreiteiligen Stacheldrahtzaunes beendet. Dessen mittlerer Zaun ist an einigen Stellen unter 2 - 6000 Volt-Strom gesetzt. Einige Grenzabschnitte werden vermint. |
1953 5. März: Josif Vissarionovic Stalin stirbt | Die Institution des Grenzlandbeauftragten wird geschaffen. Die Zonenrandförderung des Bundes und des Landes sollen Standortnachteile im wirtschaftlichen und sozialen Bereich in einem Gebiet von einem rund 40km breiten Streifen, dem so genannten Notstandsgebieten, an der tschechoslowakischen und DDR-Grenze ausgleichen. |
1954 23. Oktober: Die Pariser Verträge werden unterzeichnet und treten 1955 in Kraft. Die BRD wird wieder aufgerüstet und gilt bei den Westmächten im Gegenzug als die einzige legitime deutsche Regierung. Die Westintegration der Bundes erfolgt. | 6. Juni: Die Bayerische Staatsregierung übernimmt die Schirmherrschaft über die Sudetendeutschen in Bayern. Zu diesem Zeitpunkt ist jeder neunte Bayer ein ehemaliger Einwohner der Tschechoslowakei. |
1955 9. Mai: Westdeutschland tritt der NATO bei | |
1956 Februar: Auf der XX. Versammlung der KPdSU kritisiert N. Chruschtschow den Stalinkult. | |
1957 13. November: Antonín Zápotocký stirbt. Antonín Novotný wird neuer tschechoslowakischer Präsident. | Da einige Angehörige der tschechoslowakischen Grenzwache verunglücken, werden die Minen an der Grenze beseitigt. |
1960 11. Juni: Eine neue sozialistische Verfassung wird verabschiedet. Der Staat heißt nun Tschechoslowakische Sozialistische Republik (ČSSR). | |
1961 13. August: Mauerbau quer durch Berlin und entlang der DDR-Westgrenze. | |
1965 Januar: Beginn der Wirtschaftreformen in der Tschechoslowakei als Folge des Scheiterns der zentral gesteuerten Planwirtschaft. Die Bemühungen um ihre Durchsetzung führen zu gesamtgesellschaftlichen Veränderungen und zur Demokratisierung des politischen Lebens. | Dezember: Der 6000-Volt Grenzzaun wird von der Tschechoslowakei abgeschaltet. Im Hinterland wird ein Signalzaun angelegt. Insgesamt sind 95 Menschen an diesem Zaun beim Versuch zu flüchten durch den Strom getötet worden. Das letzte Opfer des elektrischen Zaunes war am 22. Dezember der siebzehnjährige Břetislav Funiok. |
1967 Oktober: Der Polizeieinsatz gegen eine Spontandemonstration von Studenten im prager Strahov-Wohnheim löst eine Welle von Studentenunruhen in Prag und weiteren Hochschulzentren aus. | |
1968 5. Januar: Auf der Sitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei wird Alexander Dubček zum ersten Sekretär gewählt. | Januar: Jeden Tag werden Reisende, die aus der Tschechoslowakei zurückkehren, von den Grenzbeamten über die Lage in dem Nachbarland befragt. Die Berichte wurden vom Präsidium in München ausgewertet. Die Beamten rechnen nicht mit einem Einmarsch der Warschauer Pakt-Staaten. 23. August: In Passau wird eine Gedenkminute für die Freiheit der Tschechoslowakei eingelegt. |
1969 16. Januar: Aus Protest gegen die Okkupation der Tschechoslowakei verbrennt sich der Student der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität Jan Palach. Sein Begräbnis wird eine gesamtgesellschaftliche Demonstration gegen die Okkupanten. | |
1970 31. März: Erste offizielle Gespräch zwischen Prag und Bonn über die Normalisierungen der Beziehungen beginnen. Streitpunkt ist das „Münchner Abkommen“ von 1938. Prag fordert dessen Nichtigkeit, Bonn will verhindern, dass die Vertriebenen keinerlei Ansprüche auf verlassenes Eigentum mehr haben. Die Verhandlungen ziehen sich 2 1/2 Jahre hin. | 31. Mai: Der Grenzbahnhof Furth i. Wald wird wieder eröffnet. Täglich fährt ein Schnellzug zwischen München und Prag. 1. Juni: Die Funktion des Grenzbeauftragten der Bayerischen Grenzpolizei wird in Furth i. Wald geschaffen. Aufgaben waren die Verbindungsaufnahme zu Behörden jenseits der Grenze zur Regelung gemeinsamer Aufgaben. Tschechoslowakische Radarstationen werden durch Sowjets besetzt. |
1972 21. Mai: Grundlagenvertrag mit der DDR, durch den diese im Westen anerkannt wird (Teil der Ostverträge). Es kommt zu Erleichterungen im Grenzverkehr. Er tritt 1973 in Kraft. | 15. Januar: Zwischen der DDR und Tschechoslowakei besteht ein pass- und sichtvermerksfreier Reiseverkehr. Viele Urlauber treffen sich in Grenznähe zu Bayern mit ihren Westverwandten. |
1973 September: BRD und DDR werden in die UNO aufgenommen | |
1975 1. August: Die Schlussakte von Helsinki ist das Abschlussdokument der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Staaten aus Ost und West unterzeichnen die Vereinbarung über Menschenrechte und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Dissidenten, wie die Aktiven der Charta 77 oder die Bürgerrechtsbewegung in der DDR beziehen sich auf das Dokument, das von ihren Staaten unterschrieben wurde. | |
1977 1. Januar: Die Deklaration Charta 77, welche auf die Verletzung der Menschenrechte und der Freiheit in der damaligen Tschechoslowakei aufmerksam macht. Die Unterzeichner dieser Erklärung werden verfolgt. | |
1978 Abbau der Selbstschussanlagen an der DDR-Grenze zur BRD. | |
1979 12. Dezember: Nachrüstungsbeschluss der NATO, woraufhin die Friedensbewegung in der BRD zu Massendemonstrationen zusammenkommt. 1983 ziehen die Grünen, die durch diese Bewegung entstanden sind, in den Bundestag ein. | |
1983 | Juli: Der bayerische Ministerpräsident F. J. Strauß, bekannt als „Erzfeind der Kommunisten“, besucht erstmals die Tschechoslowakei, Polen und die DDR. |
1984 Weil DDR-Bürger nur die Grenze zur Tschechoslowakei allein durch Vorzeigen des Personalausweises passieren dürfen, dringen wiederholt Ausreisewillige in die BRD-Botschaft in Prag ein. Im Oktober werden daraufhin die Kontrollen an der Grenze zwischen der DDR und der Tschechoslowakei verstärkt. | |
1985 11. März: Gorbatschow wird Generalsekretär der KPdSU, Beginn der Reformen in der Sowjetunion. | |
1986 | Weiß-rote Markierungspfahle werden von der tschechoslowakischen Führung parallel zur Grenze mit Bayern angebracht, nachdem tschechoslowakische Grenzbeamte die Grenze überschritten und auf Bundesbürger schossen, die sie für flüchtende Tschechoslowaken halten. |
1988 26. und 27. Januar: Bundeskanzler Helmuth Kohl besucht die Tschechoslowakei. Er erinnert an das Massaker von Lidice im Jahr 1942 und an die Zwangsaussiedlung der Deutschen. | |
1989 15.-22. Januar: „Palach Wochen“ – von der Polizei werden eine Reihe von Gedenk-Demonstrationen auf dem Wenzelsplatz in Prag gewalttätig niedergeschlagen. Weitere Informationen über die Ereignisse auf der Prager Botschaft | 23. Dezember: Außenminister Genscher und Dienstbier zerschneiden symbolisch den Stacheldrahtzaun an der Grenze in Waidhaus. |
1990 8.-9. Juli: In der Tschechoslowakei gewinnt das Občanské Forum die demokratischen Wahlen | |
1991 1. Juli: Der „Warschauer Pakt“, das Militärbündnis der Ostblockstaaten, löst sich auf. | Am 2. Juni wird in Anwesenheit des Bundeskanzlers Helmut Kohl der Grenzübergang Bayerisch Eisenstein / Železná Ruda für den Schienenverkehr wieder geöffnet. |
1992 27. und 28. Februar: Der „Deutsch-tschechoslowakische Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit“ wird unterzeichnet. Vertreibung wird als Gewaltakt bezeichnet, das Münchner Abkommen für nichtig, erst später für ungültig erklärt. | |
1993 1. Januar: Teilung der Tschechoslowakei, Entstehung der eigenständigen Tschechischen Republik und der eigenständigen Slowakischen Republik. | Die Euregio Bayerischer Wald/Šumava/Unterer Inn wird gegründet und fördert seitdem grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Tschechien, Österreich und Deutschland. |
1995 26. März: Die Binnenkontrolle innerhalb der EU-Grenzen fällt mit dem Schengener Durchführungsabkommen weg. | |
1997 21. Januar: Deutsch-tschechische Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung | |
1999 12. März: Die Tschechische Republik wird Mitglied der NATO | |
2002 1. Januar: Ablösung der D-Mark durch den Euro | |
2003 | 17. Februar: Seit diesem Tag gehen tschechische und deutsche Beamte gemeinsam auf Grenzkontrolle |
2004 1. Mai: Die Tschechische Republik wird Mitglied der Europäischen Union. | |