Bayerisch-böhmische Grenzübergänge zur Zeit des Eisernen Vorhangs
Selb - Aš (Asch)
Der Grenzübergang Selb-As war als Eisenbahngrenzbahnhof seit Mitte des 19. Jahrhunderts für den Güter- und Personenverkehr geöffnet. In Folge des 2. Weltkrieges wurde der Grenzübergang Selb-Asch 1945 für Straßen- und Fußgängerverkehr geschlossen. Der Güterverkehr über die Grenze wurde weiter weitergeführt und endete erst am 1. Juni 1996. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde der Grenzübergang am 1. Juli 1990 für Straßen- und Fußgängerverkehr wiedereröffnet. Im Zuge der Grenzöffnung 1990 wurde am Grenzübergang ein Gedenkstein mit der Inschrift (deutsch-tschechisch): „DER GESTIRNE LAUF UND VÖLKERWILLE HÄLT KEINE MACHT AUF ERDEN AUF“ errichtet.
Die Grenzlänge in diesem Abschnitt beträgt 26,91 km
Schirnding - Pomezí nad Ohří (Mühlbach)
Der Grenzübergang Schirnding - Pomezi nad Ohří(Mühlbach) wurde ab 1. Juli 1952 offiziell geschlossen, nachdem bereits am 15. März 1949 die Straße unmittelbar an der Grenze in der gesamten Breite von den Grenzbehörden aufgegraben worden und mit einem Erdwall versperrt worden war. Nach der Wiedereröffnung des Grenzübergangs am 15. September 1956 wurde der tiefe Sperrgraben, der vorher den „Eisernen Vorhang“ dargestellt hatte, von tschechischen Beamten zugeschüttet und mit einer dauerhaften Teerdecke versehen.
Heute kann man sich im "Bayerischen Grenzmuseum Schirnding" über den Grenzübergang und seine Verwaltung informieren.
Quelle: Kraus, Franz: Ein Ort an der böhmischen Grenze. Heimatbuch der Marktgemeinde Schirnding, Schirnding, 1999.
Waidhaus - Rozvadov (Roßhaupt)
Der Grenzübergang Waidhaus- Rozvadov (Roßhaupt) ist seit dem Zweiten Weltkrieg immer geöffnet. Die Grenzlänge in diesem Abschnitt beträgt 30,85 km.
Ab Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Pass- und Personenkontrollen auf deutscher Seite von der US-Armee persönlich, in einem eigens dafür aufgestellten Wohncontainer, durchgeführt. Die Bundesstraße 14 und damit auch der Grenzübergang Waidhaus war damals der wichtigste Versorgungsweg nach Westböhmen, wohin die US-Truppen 1945 zur Befreiung vorgedrungen waren. Der Grenzübergang war außerdem ein wichtiger Anlaufpunkt für die Flüchtlingsströme der Sudetendeutschen, die erst 1947 langsam zurückgingen. 1948 übergab die US-Armee die Zuständigkeit für die Passkontrolle schließlich in die Hände der Landesgrenzpolizei. Ab 1952 wurden die Personen- und Zollkontrollen auf deutscher Seite im neu erbauten Zollamt durchgeführt. Es wurde dabei stets Kontakt und gute Zusammenarbeit zu den tschechoslowakischen Grenzbehörden gepflegt.
Bereits 1949 hatte man auf tschechoslowakischer Seite begonnen, Grenzsperranlagen zu errichten und Personal zur Grenzüberwachung in Kasernen entlang des Sicherungszaunes unterzubringen. Auch in der Nähe von Waidhaus befanden sich zwei dieser Unterkünfte der tschechoslowakischen Grenzwache. Bis 1954 blieb Waidhaus der einzige Straßengrenzübergang in die Tschechoslowakei und wurde unter anderem von den meisten europäischen Diplomaten auf ihrem Weg zu den Botschaften in Prag genutzt. Die Bundesstraße 14 erhielt daher den Beinamen „Diplomatenstraße“. Waidhaus / Rozvadov hat sich dadurch zum meist benutzten und größten Übergang entwickelt. Im Jahr 1957 wurden erstmals Touristenreisen in die Tschechoslowakei organisiert, die den Grenzübergang Waidhaus passierten. 1972 begann man, die Abfertigungsstraße am Grenzübergang Waidhaus auf 8,5 Meter zu verbreitern und die Fahrbahn zu überdachen. Im selben Jahr wurde auch die Erdgasleitung grenzübergreifend zusammengeschlossen. In den darauffolgenden 15 Jahren kam es immer wieder zur Erweiterung und Vergrößerung der Abfertigungsanlagen, der Wach- und Zollgebäude sowie der Zugangsstraßen.
Der Fall des Eisernen Vorhangs 1989 wurde am 23. Dezember desselben Jahres auch symbolisch vollzogen: In Nové Domky (Neuhäusl), unweit des Grenzübergangs Waidhaus, durchschnitten die damaligen Außenminister der BRD und der Tschechoslowakei, Hans Dietrich Genscher und Jiři Dienstbier, den Grenzzaun. Mit der Grenzöffnung stieg die Verkehrsbelastung des Grenzübergangs durch Pkw und Lkw enorm an. Erst mit dem Bau eines neuen Autobahngrenzübergangs 1997 wurde der Grenzort entlastet. Der alte Grenzübergang an der B14 blieb für regionalen Lkw-Verkehr erhalten. Durch den Beitritt der Tschechischen Republik zur Europäischen Union entfielen schließlich 2004 die Zollkontrollen. Die Kontrollstellen wurden zusammengelegt und von tschechischen und bayerischen Grenzbeamtinnen bzw. -beamten gemeinsam betrieben.
Quelle: Heimatkundlicher Arbeitskreis Waidhaus e.V. (Hrsg.): Grenzübergang Waidhaus 1945 bis heute. Waidhauser Geschichten Heft 5 Juni 2010. Waidhaus 2010.
Quellen Fotos: Bayerische Grenzpolizei: Waidhaus - Rozvadov, 70. Jahre des 20. Jahrhunderts./ Heimatkundlicher Arbeitskreis Waidhaus e.V. (Hrsg.): Grenzübergang Waidhaus 1945 bis heute. Waidhauser Geschichten Heft 5 Juni 2010. Waidhaus 2010.
Furth im Wald - Folmava (Vollmau)
Der Straßengrenzübergang Furth im Wald – Folmava (Vollmau), der seit 1949 geschlossen war, wurde am 18. Juli 1964 wiedereröffnet. Dies ist vor allem dem Further Landrat Dr. Max Fischer zu verdanken, der sich intensiv und auf höchster politischer Ebene für die Wiedereröffnung eingesetzt hatte. Im Vorfeld musste der Grenzübergang baulich auf die kommende Verkehrsbelastung vorbereitet werden. Dafür wurde die Straße verbreitert sowie die Brücke neu gebaut. Neben dem Straßenübergang gibt es seit 1964 auch einen Fußgängerüberweg. Die Straßenverbindung über die Grenze verläuft im bayerischen Teil als Bundesstraße 20, in Tschechien als Staatsstraße 26 weiter.
Quelle: Amberger, Franz (Hrsg.): „Grenzenlos“, Verlag Attenkofer 2000./ Mühlberger, Isidor: Grenzwege. Von Bayern nach Böhmen zwischen Dreisessel und Osser, Verlag Duschl 2010.
Bayerisch Eisenstein - Železná Ruda
Der Grenzübergang Bayerisch Eisenstein- Železná Ruda (Markt Eisenstein) fungiert auch als ein Eisenbahngrenzübergang. Die Grenze verläuft hier direkt durch das gemeinsame Bahnhofsgebäude. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam der grenzüberschreitende Zugverkehr völlig zum Erliegen. Erst seit dem 2. Juni 1991 ist Bayerisch Eisenstein wieder ein Eisenbahngrenzübergang. Für den Straßenverkehr und Fußgänger wurde der Grenzübergang bereits am 1. Juli 1969 wieder eröffnet. Die Grenzlänge beträgt in diesem Abschnitt: 37, 47 km.
Philippsreut - Strážný
Der Grenzübergang Philippsreut - Strážný (Kuschwarda) war 1938, nach Angliederung des Sudetenlandes, aufgelöst worden. Nach Ende des Krieges 1945 richteten amerikanische Truppen an der tschechoslowakischen Grenze eine behelfsmäßige, örtlich begrenzte zivile Grenzüberwachung ein. In Philippsreut verrichteten jüngere Männer eine Art Grenzüberwachungsdienst in bürgerlicher Kleidung und ohne Waffen. Sie trugen eine Armbinde mit der Aufschrift „Border Police/Grenzpolizei“. Seit der Übernahme des Zollgrenzschutzes durch die „Bayerische Landesgrenzpolizei“ 1946, blieb der Grenzübergang Philippsreut aber geschlossen. 1950 wurde in Philippsreut eine Grenzaufsichtsstelle zur Überwachung der Grenze errichtet, die nach beiden Seiten hart und rücksichtslos gehandhabt wurde. Ende der sechziger Jahre wurde zunächst die Abfertigung von Holztransporten am Grenzübergang wieder aufgenommen. Am 7. September 1971 wurde der Grenzübergang Philippsreut wieder für den grenzüberschreitenden Reise- und Güterverkehr freigegeben und das dortige Zollamt mit sechs Beamtinnen bzw. Beamten besetzt. In Strážný hatten die Tschechen ein modernes Grenzabfertigungsgebäude errichtet. An den ersten Tagen nach der Eröffnung fuhren bereits circa 30 Pkw über die Grenze. In den folgenden zehn Jahren stieg die Zahl der Reisenden, die den Grenzübergang Philippsreut passierten auf über 70 000 pro Jahr. Mit dem Fall des Eisernen Vorhang und der damit verbundenen Abschaffung der Visumspflicht, nahm der Reiseverkehr über das Zollamt Philippsreut lawinenartig zu. Im Jahr 1993 wurde eine 2,1 km lange Umfahrung fertiggestellt, um den Ort Philippsreut vom störenden Durchgangsverkehr von täglich 10000 Fahrzeugen zu entlasten. Der Grenzübergang Philippsreut - Strážný (Kuschwarda) liegt an der Bundesstraße 12 von Passau nach Winterberg (Vimperk).
Quelle: Dorn, Ernst: Heimat an der Grenze. Gemeinde Philippsreut, Tittling, 1997.
Haidmühle - Nové Údolí
Für den Holztransport aus der ČSSR nach Bayern wurden kleinere Grenzübergänge geöffnet, unter anderem in Haidmühle - Nové Údolí (Neuthal). Dies war der so genannte „kleine Grenzverkehr“.
Grenzüberschreitender Reiseverkehr
Jahr | Personen | |||
1959 | 132 629 | |||
1960 | 154 976 | |||
1961 | 136 567 | |||
1962 | 130 642 | |||
1964 | 449 243 | |||
1965 | 521 714 | |||
1966 | 670 608 | |||
1967 | 784 947 | |||
1968 | 920 000 | |||
1969 | 1 125 047 (Höchstziffer nach II WK, Steigerung zu 1968 um 20%) | |||
1970 | 892 000 (Rückgang zu 1969 um 19%) | |||
1971 | 924 000 (der Anteil der tschechoslowakischen Reisenden nimmt auf 16% ab) | |||
1972 | 1 065 042 | |||
1973 | 1 114 888 | |||
1974 | 1 049 704 | |||
1973 | 1 114 888 | |||
1974 | 1 049 000 | |||
1975 | 1 056 760 | |||
1976 | 1 070 000 | |||
1977 | 1 123 900 | |||
1978 | 1 227 000 | |||
1979 | 1 329 000 | |||
1980 | 1 360 000 | |||
1985 | 1 405 000 | |||
1986 | 1 497 000 |
Im Durchschnitt sind über 50-60% der Reisenden West-Deutsche und 20-25% Tschechoslowaken.