Weitere Flüchtlingslager
Im Herbst 1945 wurden an der bayerischen Grenze fünf Grenzübertrittsstellen als Auffang- bzw. Sammellager errichtet: Hof (mit einer ursprünglichen Aufnahmekapazität von 4.000 Menschen), Furth i. Wald (1.500), Passau (1.500), Freilassing (1.500) und Kiefersfelden (1.500).
Auf dem Höhepunkt der so genannten organisierten Ausweisungen am 29. Oktober 1946 gab es in Bayern sogar sechs Grenzlandlager (1. März 1949: acht Grenzlandlager mit 10.115 Bewohnern) und 1.375 staatliche Flüchtlingslager mit insgesamt 145.827 Bewohnern.
Die nebenstehende Karte verzeichnet die 465 staatlichen Flüchtlingslager, die in Bayern am 1. Oktober 1949 existierten.
Schalding bei Passau
Das Flüchtlingslager in Passau befand sich im Ortsteil Schalding, es war für 1.500 Menschen errichtet worden. In Schalding waren im Jahre1948 jedoch 1.900 Menschen untergebracht. Die meisten Flüchtlinge blieben nur kurz in Schalding. Diejenigen, die blieben, machten das Lager zu einem regelrechten Dorf mit Kindergarten, Schule und Kirche.
1948 kam es im Zuge der kommunistischen Machtübernahme in der Tschechoslowakei zu einer erneuten Fluchtwelle, im Zuge derer auch diejenigen, die in der Tschechoslowakei bleiben durften, die als „Anti-Faschisten“ eingestuften, das Land verlassen konnten. Gleichzeitig flohen Tschechen vor dem neuen Regime aus ihrem Land. Sudetendeutsche und Tschechen treffen in dieser Zeit in den Flüchtlingslagern in Bayern aufeinander.
1965 wurde Schalding als Flüchtlingslager offiziell aufgelöst. 54,000 Menschen sollen das Lager passiert haben.
Direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges flüchteten viele Deutschböhmen über die bayerische Grenze. Rund 6.000 Menschen mussten in dieser Zeit kurzfristig in Passau untergebracht werden. Schulen (Ilzstadtschule), ehemalige HJ-Heime (Höllgasse 10), Säle (Redoutensäle) und Barackenstädte (in Hacklberg, Sailerwöhr, Bschütt) fungierten als Durchgangslager für wenige Tage. Das größte Flüchtlingslager in Passau befand sich im Nikolakloster (Somme-Kaserne), heute Teil der Universität. Mehr als 1.000 Personen mussten hier gleichzeitig Platz finden.
Mehr zur Lage der Flüchtlinge in Passau und Umgebung enthält ein Bericht des Beauftragten für das Flüchtlingswesen, Dr. Herbert Leitreiter, der den Passauer Oberbürgermeister Rudolf von Scholtz über die Flüchtlingszahlen und die Situation der Flüchtlinge in Stadt und Landkreis Passau informiert.