Begriff
Wortwahl
In weiten Teilen der tschechischen und deutschen Öffentlichkeit werden die Begriffe Vertreibung und odsun (dt.: Aussiedlung) als äquivalent angesehen und finden, vor allem bei Schülern, größeres Verständnis als zwar wünschenswerte aber dennoch wenig verwendete differenziertere Bezeichnungen der Zwangsaussiedlungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Wir empfehlen zu Beginn des Themas mit den Schülern über die Wortwahl zu diskutieren. Kontrastierende Auszüge aus Dokumenten und Texten, die die Begriffe "Zwangsaussiedlung, "Vertreibung" und "Abschub" verwenden, haben wir für Sie in einem Dokument zusammengestellt.
Flüchtling, Definition 1947
Wer überhaupt zu den Flüchtlingen gezählt werden konnte, war nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1947 unklar. Das Flüchtlingsgesetz vom 14. Dezember 1945 sollte hierauf eine Antwort geben.
Sudetenland-Sudetendeutsche
Der Begriff „Sudetenland“ meint die ehemals deutsch besiedelten Randgebiete der böhmischen Länder. Dabei handelt es sich nicht um ein zusammenhängendes Gebiet, eine Verwaltungseinheit oder homogene Landschaft. Die deutschsprachigen Bewohner der Böhmischen Länder pflegten sich unterschiedlich zu bezeichnen: als Böhmen, Deutsche, Österreicher, Böhmerwäldler, Mährer, Schlesier oder Deutschböhmen.
Das vermeintliche Nichtvorhandensein einer gemeinsamen Identität sollte durch den 1903 als politischer Kampfbegriff von Franz Jesser (1870-1954) erfundenen Begriff „Sudetenland“ bzw. „Sudetendeutscher“ behoben werden. Populär wurde es erst nach 1918, als immer mehr Schriftenreihen „sudetendeutsch“ im Titel trugen. In die Alltagssprache drang der Begriff jedoch erst durch die Gründung der „Sudetendeutschen Heimatfront“ 1933 bzw. der „Sudetendeutschen Partei“ 1935, die sich 1938 der NSDAP anschloss.
International bekannt wurde die Bezeichnung „Sudetendeutsche“ im Zusammenhang mit der Schaffung des nationalsozialistischen Großdeutschen Reichs im Jahre 1938. Die sudetendeutsche völkische Bewegung erreichte damit ihre größte Popularität und das Nutzbarmachen der volkstümlichen, sudetendeutschen Bewegung bildete einen wichtigen Stützpfeiler auf dem Weg der Hitlerschen Expansionspolitik zum Zweiten Weltkrieg.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Vertreibung wurde eine „sudetendeutsche Schicksalsgemeinschaft“ empfunden und als die kollektive Bezeichnung aller aus der Tschechoslowakei 1945/46 umgesiedelten Deutschen in den allgemeinen deutschen Sprachgebrauch eingeführt.
„Die Sudetendeutschen“ dürfen weder mit allen Deutschen in der Geschichte der Böhmischen Länder noch mit allen vertriebenen ehemaligen tschechoslowakischen Bürgern deutscher Nationalität gleichgesetzt werden. Sudetendeutsche Geschichte ist daher nicht mit der Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung des heutigen Tschechien gleichzusetzen. Es ist die Geschichte der sudetendeutschen völkischen Bewegung und betrifft daher nur einen Teil jener deutschsprachigen Bevölkerung.
Definition des Begriffes "Sudetendeutsche" durch verschiedene Historikerinnen und Historiker.