Krumau
Adalbert Raschko
Adalbert Raschko aus Parkfried, Böhmerwald gibt am 1. April 1947, wahrscheinlich für den Lastenausgleich, zu Protokoll.
Quelle: Sudetendeutsches Archiv München.
Am l2.Februar 1946 kam ein Tscheche auf meinen Besitz u. da musste ich meine Wohnung räumen u. in einen kleineren Raum im gleichen Hause, in welchem die Tochter vorher gewesen ist, ziehen.- Die Möbel wurden mir einfach weggenommen. Am dritten Tage kam ein Kommissar und holte meine Tochter in das Internierungslager nach Krumau, wo selbst sie grundlos 5 Wochen verblieben ist. Außerdem wurde auch noch meine zweite Tochter Aloisia Raschko abgeführt.- Die Tschechen haben alle Möbel die ihnen gepasst haben sowie andere Wertgegenstände ganz einfach gestohlen. Der auf meiner Wirtschaft befindliche Tscheche ist 12mal vorbestraft und hat von der Landwirtschaft überhaupt keine Ahnung, sodass der Niedergang dieser Wirtschaft vorauszusehen ist. Als die Tochter in das Internierungslager abgeholt wurde, bekam meine Frau einen Herzkrampf, an dessen Folgen sie heute noch leidet.
Der Wert der Wirtschaft beläuft sich auf ungefähr 44.000 RM.
Rudolf Baier
Rudolf Baier, Bericht vom 7. 8. 1946, In: Die Schneedörfer und Orte der Umgebung in Böhmerwald, Augsburg 1988, S. 253 – 254.
Nach dem Zusammenbruch im Mai 1945 wurde unser Ort von amerikanischen Truppen besetzt. Ernstbrunn war eine rein deutsche Ortschaft, nur der Besitzer der Glasfabrik war ein Tscheche. So lange das Gebiet von Amerikanern besetzt war, ging das Leben normal weiter. Im Juni übernahmen die Tschechen die Zivilverwaltung. Von diesem Momente an ging das Plündern durch tschechische Partisanen und Gendarmerie los. Sie gingen bei Tag und Nacht ungehindert durch die Wohnungen (die Türe durfte nicht verschlossen werden) und nahmen sich alles mit, was ihnen gefiel. Wenn einem Tschechen an einem Deutschen, der auf der Straße ging (wir trugen Armbinden als Erkennungszeichen), etwas gefiel, nahm er ihm das kurzerhand weg. Schuhe wurden auf offener Straße ausgezogen, die Taschen durchsucht, Geld, Uhren, Schmuck, auch Eheringe wurden von halbwüchsigen, schwer bewaffneten jugendlichen Tschechen abgenommen. Mein Bruder, dem man ebenfalls eine alte Silberuhr wegnahm und welcher bat, man möge ihm dieses Andenken an seinen Vater lassen, erhielt Schläge ins Gesicht, man nahm die Uhr und sperrte ihn in eine Holzscheune ein. Später kamen drei Tschechen, welche ihn furchtbar misshandelten.
Vieh und Pferde wurden ebenfalls von Tschechen weggetrieben. Die Bauernhöfe in der Umgebung wurden größtenteils durch Slowaken besiedelt, Leute, die sich bis aus den Karpaten herbeiholten. Es waren dies durchweg arme Slowaken aus dem Gebirge, welche zur Besiedlung des deutschen Gebiets gezwungen wurden und sich den Deutschen gegenüber weinend beklagten, dass man sie gezwungen hat, ihre Heimat zu verlassen. Obzwar die Slowaken ohne jedes Gepäck ankamen und ihnen versprochen wurde, dass sie fertige, eingerichtete deutsche Wirtschaften übernehmen werden, aus welchen die Deutschen freiwillig davongelaufen sind, haben die Tschechen doch vorher alles, was sie fortschaffen konnten, also Kleidung, Wäsche, Getreide, Handwerkszeug usw., fortgeschafft. Die Slowaken waren darüber entsetzt, dass sie bei der Vertreibung der Deutschen mithelfen sollen, und beteuerten den Deutschen gegenüber wieder, dass sie nicht daran schuld seien und dass sie gerne zu Hause geblieben wären.
Die Glasfabrik in unserem Ort hat über 300 Arbeiter, durchwegs Deutsche, beschäftigt. Die Fabrik steht still. Auf den früheren deutschen Bauerngütern mussten die früheren Eigentümer für die Slowaken, welche davon wenig verstanden, die Felder bestellen. Allerdings stehen noch immer viele Häuser und ganze Ortschaften vollkommen leer und sind bisher noch nicht besiedelt worden.
Am 26. 6. 1946 erhielten wir die Aufforderung, am 28. 6. im Sammellager Christiansberg zu erscheinen. Mitnehmen durften wir uns nur die in dieser Aufforderung angeführten Gegenstände. Im Lager angelangt, mussten sich die Männer mit erhobenen Händen zu einem Tisch stellen und wurden von der Gendarmerie untersucht (Leibesvisitation). Die Frauen wurden in gleicher Weise von Frauen in Anwesenheit der Männer durchsucht, wobei ihnen die Röcke hochgehoben und auch die Wäsche abgegriffen wurde. Was von den uns bewilligten Gegenständen verhältnismäßig neu und nicht stark abgenützt war, wurde uns unbarmherzig abgenommen. Unsere Sparkassenbücher, sämtlicher Schmuck (auch Eheringe), Uhren sowie die wichtigen Papiere, insbesondere jene über Grundbesitz (Kaufverträge usw.), mussten abgeliefert werden. Eine Bestätigung darüber wurde nicht ausgestellt. Im Lager blieben wir 12 Tage.
Das Lager bestand aus neun Baracken, in welchen 2600 Personen untergebracht waren. Platz war wenig vorhanden. Wir schliefen dicht gedrängt auf der Erde oder auf unsere Habseligkeiten. Die Verpflegung bestand aus: Früh schwarzer Kaffee, zu Mittag eine Rüben- oder Erbsensuppe, am Abend schwarzer Kaffe. Nach 12 Tagen wurden wir in Eisenbahnwaggons verladen und unter militärischer Bewachung nach Furth i. W. gebracht.